• Familie: Lestidae – Teichjungfern
  • Gattung: Sympecma – Winterlibellen
  • Art: Sympecma fusca (Vander Linden, 1820)
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  • DE: Gemeine Winterlibelle
  • FR: Leste brun
  • IT: Leste bruno, Invernina comune
  • EN: Common Winter Damsel

Wissenswertes

Sympecma fusca ist nebst Sympecma paedisca die einzige Libellenart Europas, welche im Imaginalstadium überwintert. Imagines können über das ganze Jahr beobachtet werden, am einfachsten ist die Art während der Paarungszeit im April und Mai zu finden. Im Winterquartier ist es hingegen fast unmöglich, sie aufzuspüren. Die Gattung ist unverwechselbar, die beiden in der Schweiz vorkommenden Arten dafür umso ähnlicher. Die viel häufigere Sympecma fusca kennzeichnet sich durch den geraden Aussenrand des oberen Bruststreifens.

SymFus10 M CK01
SymFus11 M AB01
SymFus12 M AB02
SymFus20 W AB01
SymFus30 P DK01
SymFus40 J CK01
SymFus41 J CK02
SymFus50 E CK01
SymFus60 S EB01
SymFus61 S TL01

 

Merkmale

Gesamtlänge: 34-39 mm

Grundfarbe hellbraun, oberseits mit dunkelbrauner bis kupfern irisierender Zeichnung. Zeichnung auf S3-S6 torpedoförmig. Unterrand des oberen Bruststreifens gerade. Pterostigmen hellbraun und länglich, an Vorder- und Hinterflügel nicht gleich weit von der Spitze entfernt (bei geschlossenen Flügeln beide sichtbar; Gattungsmerkmal). Augen von geschlechtsreifen Tieren (im Frühling zu beobachten) mit bläulichem Glanz. Männchen und Weibchen fast identisch (nur an Geschlechtsteilen zu unterscheiden).

Männchen

Untere Hinterleibsanhänge überragen den Basalzahn der oberen.

Weibchen

Geschlechtsteile wenig charakteristisch.

Jungtiere

Augen hell, ohne blauen Glanz. Dunkelbraune Zeichnung kann je nach Lichteinfall metallisch grün erscheinen.

Belegfoto

M/W: Thoraxseite von schräg oben!

 

Verbreitung

In Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet und meist relativ häufig.

Auch in der Schweiz besiedelt sie grosse Teile des Tieflands und wird dabei meistens zwischen 400 und 500 m festgestellt. Dennoch gibt es bodenständige Vorkommen bis 950 m.

 
Kartenhintergrund © swisstopo; Verbreitungsdaten © info fauna
Diagramme © info fauna

 

Biologie

Phänologie

Schlupfperiode: Juli und August
Flugzeit: Imagines können das ganze Jahr beobachtet werden.

Lebensraum

Besiedelt eine Vielzahl thermisch begünstigter Gewässer mit lockerem Uferbewuchs von Seggen oder Röhricht. Die Gewässer sind gut besonnt, weisen Flachwasserzonen auf und liegen in der Nähe von Gehölzen oder Zwergstrauchbeständen.
Landhabitate in der weiteren Umgebung der Gewässer, welche sich als Winterquartier eignen, haben eine besondere Bedeutung für Sympecma fusca. Diese sollen sonnenexponiert, windgeschützt und strukturreich sein, beispielsweise Ruderalstellen, Lichtungen oder Gehölzränder.

Lebensweise Imagines

Die Reifungszeit verbringt S. fusca in Gewässernähe. Danach zieht sie sich in ihre Winterquartiere zurück, welche nahe oder bis zu mehrere Kilometer vom Entwicklungsgewässer entfernt sind. Es handelt sich dabei meist um gut besonnte Waldränder, Lichtungen oder Brachen. Mit ihrer braunen Farbe sind sie besonders in abgestorbener Vegetation gut getarnt. Bei warmem Wetter fliegen und jagen sie auch im Winter, bei Kälte verstecken sie sich an geschützten Stellen und können dabei auch eingeschneit werden. Bei Temperaturen von bis zu -4 °C können sie sich immer noch leicht bewegen. Lange nasskalte Perioden führen zu Verlusten.

In warmen Jahren erscheinen die Tiere bereits im März zur Paarung am Gewässer. Männchen besetzen Sitzwarten, meist aus dem Wasser ragende tote Pflanzenteile. Sie bevorzugen sonnige Stellen und halten ihre Flügel geschlossen auf der Hinterseite des Abdomens, vermutlich zur optimalen Erwärmung des Körpers. Im sitzen ist sie gut getarnt, und fällt vor allem bei kurzen Flügen auf.
Die Paarung wird abseits des Gewässers in niedriger Vegetation eingeleitet. Danach sitzt das Paarungsrad in der Ufervegetation.

Die Eier werden im Tandem abgelegt, meist in horizontaler Lage in schwimmende Pflanzenteile, aber auch senkrecht in frische Pflanzen.

Der Schlupf findet meist am frühen Morgen an aufrechten Pflanzen in Ufernähe statt.

Lebensweise Larven

Larven schlüpfen wenige Wochen nach der Eiablage im Frühling und entwickeln sich in zwei bis drei Monaten. Sie sind aktiv und fressen viel. Meist halten sie sich in Ufernähe zwischen untergetauchten Pflanzen auf oder auf der Unterseite von Schwimmblattpflanzen, an seichten Stellen auch auf dem Grund.

 

Gefährdung und Schutz

In Europa und in der Schweiz ist die Art nicht gefährdet (LC).

Sie profitiert von der Förderung der natürlichen Auendynamik oder Neuanlage von Flachgewässern. Zumindest ein Teil des Röhrichts soll über den Winter stehen gelassen werden.

Da für sie die Landhabitate als Winterquartier besonders wichtig sind, ist sie auch in der Umgebung auf naturnahe Pflege von Waldrändern und Gehölzen angewiesen.

  • Rote Liste: LC - Nicht gefährdet
  • Nationale Priorität: Keine
  • NHV: -

 

Ähnliche Arten

Sympecma fusca sieht Sympecma paedisca sehr ähnlich, die Arten sind nur anhand eines kleinen Details auf der Thoraxseite zu unterscheiden. Zudem kann es zu Verwechslungen mit Weibchen und Jungtieren von Platycnemis pennipes kommen, welche ebenfalls hellbraun-beige gefärbt sind. Auch sind die meisten frisch geschlüpften Tiere der Familie Coenagrionidae ebenfalls blass bräunlich gefärbt.

Sympecma paedisca – Sibirische Winterlibelle
Äusserer Rand des oberen Bruststreifens mit Ausbuchtung.
M: Untere Hinterleibsanhänge reichen nicht bis zum Basalzahn der oberen.

Platycnemis pennipes – Blaue Federlibelle
W: Heller und niemals intensiv dunkelbraun gezeichnet. Thoraxseite mit doppeltem schwarzem Streifen.  Hinterschienen weiss gefiedert und verbreitert.

Coenagrionidae – Schlanklibellen
J: Pterostigmen der Vorder- und Hinterflügel decken sich bei geschlossenen Flügeln.